Schießsport
Der Deutsche Schützenbund ist nach Fussball, Tennis und Turnen der viertgrösste Verband innerhalb des Deutschen Sportbundes. Die lange Tradition des Schießsports wird nicht zuletzt dadurch dokumentiert, dass das Schießen seit 1896 olympische Disziplin ist. Geschichtlich begann es nach der Erfindung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert mit Vorderladern. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich dann die Hinterlader, die als Vorgänger der modernen Schusswaffen gelten.
Bei den Wettbewerben findet eine erste grobe Unterteilung in die verschiedenen Waffentypen statt. Innerhalb eines Waffentyps gibt es verschiedene Wettbewerbe. Bei den Meisterschaften findet eine weitere Einteilung in Altersklassen (Schüler-, Jugend-, Junioren-, Schützen-, Alters-, Seniorenklasse, jeweils getrennt für Damen und Herren) statt. Diese Meisterschaften, die einmal pro Jahr stattfinden, beginnen auf Vereinsebene mit den Vereinsmeisterschaften. Mit dem dabei erzielten Ergebnis qualifiziert man sich für die Kreismeisterschaften. Wenn das Ergebnis reicht, folgen Bezirks-, Landes- und Deutsche Meisterschaften.
Das Jahr über vergleichen sich die Vereine in Rundenwettkämpfen. Dabei findet jedoch keine Einteilung nach Altersklassen oder Geschlecht statt. Lediglich in den speziellen Jugendrunden wird aufs Alter geschaut. Auch bei diesen Wettbewerben gibt es unterschiedlich starke Ligen: von der Kreisklasse geht es über die Bezirksklasse bis in Landes- und Bundesliga.
Ein verbreiteter Irrtum ist der Glaube, zum Schießen gehöre ein gutes Auge und eine ruhige Hand. Eine durchschnittliche Sehkraft reicht vollkommen aus, da die verwendeten Zieleinrichtungen „Diopter“ bzw. offene Visierung (Kimme und Korn) keine besonderen Anforderungen an das Auge stellen. Auch eine Brille ist kein Hindernis. Schießen stellt jedoch sehr hohe Anforderungen an die Konzentrationsfähigkeit und die Körperbeherrschung des Aktiven. Nur aus dem optimalen Zusammenspiel von Atem-, Ziel- und Abzugstechnik und einem sicheren Anschlag entsteht ein sauberer Schuß, der auf die Dauer zu höheren Ergebnissen führt als eine schnell „dahingeschlamperte“ Zehn. Die saubere Ausführung eines jeden einzelnen Schußes, die Technik also, ist das Ziel, und nicht die „10“ – die kommt von ganz alleine (oder wie es die fernöstliche Weisheit ausdrückt: „Der Weg ist das Ziel“). So ist Meditation schon lange Bestandteil der Trainingspläne der Spitzenschützen (zu denen ich nicht gehöre). Für Topergebnisse unerlässlich ist auch eine gute Allgemeinkondition. Ein Wettkampf dauert je nach Disziplin mindestens 1 Stunde und die durchgehende Konzentration kann nur halten, wer physisch austrainiert ist.
Auch trifft man oft die Ansicht, Schiessen sei kein Sport: „ihr stellt Euch doch bloss hin und ballert auf die Scheibe“. Zur Widerlegung eines Schützen mit einen 100-Meter-Läufer verglichen: Der Läufer erreicht seine Höchstleistung fast ausschliesslich im Wettkampf. Er gibt körperlich und willensmässig sein Bestes, weil er, einmal im Lauf, die Erregung durch seinen bewegungsreichen Einsatz nicht mehr spürt. Auch kann er seinen Gegner sehen und weiss, was er noch zulegen muss, um ihn zu schlagen. Der Schütze hat konzentrationsmässig nicht nur z. B. sechzig 100 m-Starts auszuführen, sondern muss zusätzlich die dem Läufer förderliche Wettkampferregung sechzigmal zu unterdrücken versuchen. Dabei kann ihm schon ein Fehlstart den Sieg kosten, denn den missglückten „Start“ zu wiederholen ist ihm, im Gegensatz zum Läufer, nicht gestattet.